Am kommenden Freitag, den 24. April, beginnt für über eine Milliarde MuslimInnen weltweit – und damit auch für die MuslimInnen in Marburg – der Fastenmonat Ramadan. Dieser Monat ist üblicherweise ein Monat der Großzügigkeit und der gesellschaftlichen Solidarität, vor allem das Teilen einer Speise mit Anderen wird sehr hoch angerechnet. Ramadan ist weiterhin der Monat der inneren Einkehr sowie der Vertiefung der direkten Beziehung zum Schöpfergott.

Seit Bestehen hat die Islamische Gemeinde Marburg im Ramadan alltäglich Fastende und auch Nichtfastende zum Fastenmahl in die Moschee eingeladen. Über 300 Personen täglich sind allein im vergangenen Jahr der Einladung gefolgt. Zusätzlich lädt die Moschee seit 2009 an 2-3 Tagen zu einer warmen Mahlzeit im „Marburger Ramadanzelt“ ein, bei dem alle Interessierten willkommen sind. Das Ramadanzelt wurde begleitet von einem Rahmenprogramm mit Unterstützung des Magistrats der Stadt Marburg, mit Grußworten aus Politik, Religionsgemeinschaften und Gesellschaft.

In diesem Jahr ist nichts mehr wie in den Jahren davor. Weder wird das tägliche Fastenbrechen in der Moschee möglich sein – noch das Ramadanzelt. Auch die täglichen Gemeinschaftsgebete können in der Moschee aufgrund der Einschränkungen der Corona-Krise nicht angeboten werden.

„Mit der Erschwernis kommt die Erleichterung!“ (Koran, 94/6).

Nach intensiven Überlegungen, wie trotz Krise der Geist des Ramadans gelebt werden kann, sowie zahlreichen Gesprächen mit FreundInnen und UnterstützerInnen kam von der jüdischen Gemeinde die Idee auf, das Zelt der Marburger Tafel gemeinsam mit der Islamischen Gemeinde zu nutzen. Auf diese Weise kann die vorher auf nur 4 Tage eingeschränkte Öffnungszeit auf die fehlenden drei Tage (Samstag bis Montag) erweitert werden.

So können MuslimInnen ihren Beitrag für gelebte Solidarität in die Stadtgesellschaft einbringen und gleichzeitig alle Schutzvorkehrungen einhalten.

Die Islamische Gemeinde unterstützt ab sofort die Marburger Tafel finanziell, materiell und personell mit ehrenamtlichen HelferInnen – und die Marburger Tafel stellt Infrastruktur und Erfahrung zur Verfügung: „Eine weitere Win-Win Situation für die Marburger Tafel. Nach der Zusammenarbeit mit der Diakonie kommt mit der Islamischen Gemeinde Marburg ein neuer Kooperationspartner dazu, von dem alle Beteiligten profitieren, besonders die Bedürftigen“ freut sich Rita Vaupel, Vorsitzende der Marburger Tafel e.V.

Asmah El-Shabassy, Projektkoordinatorin der Islamischen Gemeinde Marburg, ergänzt: „Es ist uns eine große Freude, dass wir die Tradition der Wohltätigkeit im Ramadan auf so originelle und sinnvolle Weise weiterführen können – nachdem viele von uns natürlich traurig sind, den Ramadan alleine bzw. nur im kleinsten Kreis verbringen zu müssen. Mit dieser Lösung können wir MuslimInnen spirituelle Kraft tanken und gleichzeitig handfest zur Linderung von Notlagen bedürftiger BürgerInnen beitragen.“

Das Ramadanzelt am Landratsamt Marburg ist ab dem 24. April täglich von 14-16 Uhr geöffnet, die Abholung von Lebensmittelpaketen erfolgt unbürokratisch.